Leseprobe: Sweet Temptation Kapitel 1



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Nur noch zwei Tage, dann war es soweit.
In zwei Tagen würde ich offiziell zur Elite gehören.

Ich hatte mein gesamtes Leben, also die letzten 19 Jahre, mit meinem Vater in Los Angeles gelebt, doch nun würde ich zum Studieren nach New Haven gehen. Als der Brief gekommen war, hatte ich es kaum glauben können. Yale wollte mich!
 
Vor einer Woche hatte ich mein altes Leben hinter mir gelassen und war nach New Haven aufgebrochen, um an der altehrwürdigen Yale University,  hinter deren schwarzen, efeuberankten Metallzäunen meine Zukunft verborgen lag, zu studieren.

Die knapp 3000 Meilen Abstand zu der neuen Frau meines Vaters kamen mir da nur gelegen. Caroline hasste mich aus tiefster Seele! Naja beruhte auf Gegenseitigkeit. Außerdem hielt mich in L.A. nichts mehr, denn ich hatte vor genau einer Woche meine beste Freundin mit meinem Freund, jetzt Ex-Freund, im Bett erwischt. Bis zu diesem Zeitpunkt wollte ich eigentlich  gar nicht nach Yale gehen. Ich hatte mir einfach nicht vorstellen können so weit von den beiden getrennt zu sein. Zum Glück, war in dem Moment als Susanna mich erschrocken ansah und Tyler vor Scham rot anlief, der Groschen gefallen. Noch in derselben Stunde hatte ich mich von ihm getrennt und ihr die Freundschaft gekündigt. Danach hatte es keine zwei Stunden gedauert meinen Flug umzubuchen und schon am nächsten Tag wegzugehen. Als ich meinem Vater von meinen geänderten Plänen erzählte wurde er ziemlich Wehmütig. Ich glaube er hatte es sich nicht so schwer vorgestellt von seiner Tochter Abschied zunehmen. Ich beteuerte, dass ich doch nicht aus der Welt wäre und mich regelmäßig bei ihm melden würde, bis er mich schließlich mit Tränen in den Augen zum Flughafen fuhr. Caroline dagegen rief sofort ihre Innenarchitektin an und berichtete ihr, das das Projekt: Eliminierung von allem was an mich erinnerte, bereits am nächsten Tag starten konnte.

Jetzt stand ich in einem riesigen Einkaufszentrum in New York und suchte nach allem was ich nicht mitgenommen hatte.
Wäre eigentlich keine große Sache, wenn man genau weiß wo man hin muss…Verdammt! Wieso waren diese Einkaufscentren immer so Riesig und überfüllt.

Enttäuscht, weil ich nirgends mein Lieblingsschampoo gefunden hatte, schlurfte ich in den Modeladen der am nächsten lag und stapfte durch die unzähligen Ständer und Regalreihen. Irgendwie landete ich in der Männer Abteilung. Ich Gedanken durchwühlte ich meine Koffer, auf der Suche nach einem Schlafanzug oder etwas das dem ähnlich kam. Als meine Mutter starb, ich war gerade sechs geworden, hatte ich mir angewöhnt in den Shirts meines Vaters zu schlafen. Früher hatte es mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben, in Dads Shirts zu schlafen, später fand ich die zu großen Shirts meines Vaters einfach nur noch bequem. Klar hatte ich auch Nachthemden für gewisse Gelegenheiten, vor allem als das mit Tyler angefangen hatte, war ich wie eine Verrückte sexy Nachtwäsche kaufen gewesen. Nun ja, diese Sachen lagen jetzt, wahrscheinlich sogar bereits in Kisten verstaut, im Keller. Ich schlenderte durch die Regale bis mein Blick auf eine Kleiderpuppe fiel die ein Shirt zu einer passenden Pyjamahose trug. Das Shirt hatte kurze Ärmel und der Stoff fühlte sich wunderbar weich an. So wie ein Mix aus Baumwolle und Seide. Allerdings würde mir die Hose viel zu groß sein. Also nur das Shirt. Ich schaute auf das Preisschild und runzelte die Stirn. Es war ein Komplettangebot.
«Warum müssen Pyjamas auch immer in Sets verkauft werden?», fluchte ich leise vor mich hin als sich jemand hinter mir leise räusperte und mir auf die Schulter tippte. Ich wirbelte erschrocken herum und sah in das wunderschöne Gesicht eines Jungen mit den hellsten blauen Augen, die ich jemals gesehen hatte. «Entschuldigung», grinste er. «Kommt mir das nur so vor, oder interessierst du dich für dieses Shirt?», er deutete auf die Ausstellungspuppe.
«Äh... ja, eigentlich schon… wieso?»
«Nun ja, ich suche auch einen neuen Pyjama» Ach, ist nicht möglich. «Ich brauche aber nur die Hose. Und da du scheinbar nur das Oberteil willst...», er ließ den Satz unbeendet.
«Okay… Das ist ehrlich gesagt keine schlechte Idee», überlegte ich.
«Also, haben wir einen Deal?», er streckte mir seine rechte Hand entgegen. «Deal», ich schlug ein.
 «Perfekt.» Er schenkte mir ein Lächeln und Oh Mann ich schmolz dahin.


«Ist dir die Größe egal?»
«Nimm einfach die, die du brauchst.», ich zuckte die Achseln.
Er streckte sich ein wenig um aus dem obersten Fach die richtige Größe herauszusuchen. Dabei rutschte sein Shirt ein wenig nach oben was mir einen Blick auf seinen unteren Rücken bescherte. Seine Haut wirkte wie Seide. Es gab keinerlei Unebenheiten und je nach Bewegung spannte sich seine Rückenmuskulatur an.  Mein Blick wanderte unwillkürlich ein wenig nach unten. Sein Hintern war ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Wie er wohl ohne Jeans aussehen würde…

«Habs», sagte er, wedelte mit der Verpackung in der Hand und strahlte mich an. «Perfekt», entgegnete ich.
Während wir die Kasse ansteuerten liefen wir schweigend nebeneinander her. Mir fiel auf, dass die Mädchen, die an uns vorbei liefen ihm schmachtende Blicke zuwarfen. Mich dagegen starrten sie an als ob ich eine ansteckende Krankheit hätte. Ich lehnte mich gegen die Theke als er bezahlte und musterte ihn ein wenig genauer. Er war größer als ich, hatte sonnengebräunte Haut und hellblonde Haare die ihm ins Gesicht fielen. Seine Frisur erinnerte an einen Surferboy wie man sie in Hollywoodfilmen sehen konnte. Er sah gut aus – ziemlich gut. Eher wie jemand der für ein Hochlanzmagazin modelte als ein Normalo. Vielleicht tat er das ja sogar?

Er musste meine Blicke bemerkt haben denn er drehte sich zu mir um und lächelte mich wissend an. Schnell senkte ich die Lieder. Innerlich betete ich das sich trotz der Hitze in meinem Gesicht keine peinliche röte zusehen war.
Als die Verkäuferin endlich fertig war kramte ich in meiner Tasche nach meinem Portemonnaie um ihm die Hälfte des Geldes wiederzugeben, doch er hielt mich auf.
«Ist schon okay. Für schöne Frauen geb ich gern mal was aus.» Er zwinkerte mir zu.
Ich sah ihn überrascht an.
«Ähm… okay, danke», stammelte ich etwas sprachlos. «Kein Ding», lachte er. Mir fiel auf, dass ich gar nicht wusste, wie er hieß.  «Ich bin übrigens Morgan.», ich lächelte und streckte ihm meine Hand entgegen. Er grinste und ergriff Sie. Sein Händedruck war fest aber dennoch weich und zum Glück überhaupt nicht unangenehm  «Joshua. Freut mich dich kennen zu lernen Morgan.» Dann fixierte er einen Punkt hinter mir und sein Blick verfinsterte sich.  «Was ist... » Ich drehte mich um, um den Grund des Ärgernisses zu sehen. Meine Augenbrau wanderte in die Höhe. Eine ganze Schar von überschminkten Barbiepuppen, die ihm großspurig winkten. Ich sah fragend zu Joshua «Freundinnen von dir?» Er zuckte lediglich die Schulter. «Könnte man so sagen.» Ein merkwürdiges Grinsen huschte über sein Gesicht.

Ich legte den Kopf schräg.
«Was meinst du damit?» Hoffentlich war ich nicht an den Playboy New Havens geraten.
«Wie wäre es, wenn ich dich noch auf einen Kaffee einlade? Ich könnte es dir dann erklären», schlug er vor. Ich haderte mit mir selbst. Joshua schien ja ganz nett zu sein, aber eigentlich hatte ich mein Kontingent an dieser bestimmten Art von Typen bereits für die nächsten zwanzig Jahre aufgebraucht. Vielleicht irrte ich mich aber auch in ihm… Außerdem musste ich eigentlich zurück ins Hotel. Ich hatte meinem Vater versprochen jeden Abend um neun Uhr anzurufen. Ich schaute schnell auf meine Armbanduhr. Kurz vor acht.. «Ich hab' nicht mehr so viel Zeit. Ich muss bald zurück ins Hotel», warf ich entschuldigend ein.
«Oh, du kommst nicht von hier?» Etwas blitzte in seinen Augen auf, doch was es war, konnte ich nicht einordnen. Vielleicht bedauern?
«Nein, ja, also... ich komme eigentlich aus L.A. Allerdings studiere ich hier demnächst also komm ich irgendwie doch von hier…» Was faselte ich hier eigentlich? «Ich kann erst in zwei Tagen in meine Wohnung, deswegen wohne ich noch im Hotel», erklärte ich rasch.

«Du bist eine Yalie, erkundigte er sich neugierig. Seine Blick hellte sich schlagartig wieder auf und eine Art freudiger Erwartung schlich sich in seine hellblauen Augen. «Ähm, ja»
«Cool, ich geh ebenfalls nach Yale», grinste er. «Ich könnte dir eine private Führung geben. Dann bist du übermorgen nicht so orientierungslos, wie alle neuen.» Die Idee war gar nicht mal so schlecht, aber die Wörter private Führung machten mir etwas Angst. «Das wäre wirklich nett.» Hatte ich das gerade laut gesagt?
«Kein Problem. Wie wäre es mit jetzt gleich?»
«Schaffst du das in einer Stunde? Mein Vater bekommt einen Herzinfarkt, wenn ich nicht rechtzeitig im Hotel bin», sagte ich entschuldigend.
«Ist er dort?»
«Nein», kams argwöhnisch aus meinem Mund.
«Dann muss er es ja nicht erfahren», grinste er. «Ich sorge auch dafür, dass du sicher wieder im Hotel ankommst. Versprochen.», entgegnete er und schenkte mir ein so schönes, warmes Lächeln das all meine Zweifel in Luft auflöste. «In Ordnung.»
«Sehr gut, dann lass uns gehen», sagte er überschwänglich und nahm meine Hand um mich mit sich nach draußen zuziehen. Während er mich hinter sich herzog warf ich noch einen schnellen Blick auf die aufgetakelten Barbiepuppen die uns immer noch beobachteten und versuchten Joshuas Aufmerksamkeit zu erringen. Sie starrten uns schockiert nach. Hoffentlich waren nicht alle Yale Studentinnen so. Das würde ich nicht ertragen können.

Keine zwanzig Minuten später stand ich mit Joshua vor einem riesigen Gebäude, das keineswegs nach einer Schule aussah.
«Wow», staunte ich. Es war ja nicht so dass ich das Hauptgebäude der Uni nicht bereits gesehen hätte, doch wirkte es im Dunkeln, erhellt von ein paar wenigen Strahlern noch eindrucksvoller als im Tageslicht. «Hier soll ich studieren?»
«Wenn du den Namen der Uni nicht verwechselt hast, dann schon», grinste er. Ich musste ebenfalls grinsen.
«Soll ich dir die Wohnheime zeigen?», fragte er zaghaft. Aha! Da hatten wir es doch. Der offizielle Teil war vorbei nun würde offenbar die Private Führung beginnen.
«Ja, das wäre nett.» Morgan! Denk nach bevor du sprichst!
Joshua führte mich nun in eine andere Richtung. Weg von dem Haupthaus. Ich bemerkte, dass wir an einem Pool, zwei Basketballfelder, vier Tennisplätze und einem gigantisches Fußballfeld vorbei gingen.
Er spaziert so dicht neben mir her, als würden wir uns bereits Ewigkeiten kennen.
Als er schließlich stehen blieb konnte nicht anders als erneut zu staunen. Selbst die Wohnheime sahen beeindruckend aus.

«Da wären wir. Weißt du schon wie deine Zimmernummer lautet?», wollte er wissen, nachdem er sich ausgelassen über meine staunenden Blicke amüsiert hatte.
«468e», erwiderte ich, während ich meinen Blick über das nächste Gebäude gleiten ließ.
«Echt? Mein Zimmer ist direkt gegenüber», grinste er.
«Du machst Witze», unwillkürlich breitete sich ein strahlen auf me-inem Gesicht aus. «Sehe ich so aus als ob ich bei sowas scherzen würde?», er sah mich aufrichtig an, dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Plötzlich stand er nicht mehr neben mir sondern ganz nah vor mir. Ich konnte sein Aftershave? Parfüm? Oder was auch immer es war riechen und seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren. Sein Blick wurde intensiver und hielt mich gefangen. Mein Herz raste. Dann legte sich ein spitzbübisches Lächeln auf sein Gesicht und der Schalk blitzte in seinen Augen. Er senkte langsam den Kopf und mein Herzschlag setzte für einen kurzen Augenblick aus. Was sollte ich nur tun? Sollte ich es zulassen?
Zum Glück rettete mich das Klingeln meines Handys aus dieser Situation.
«’tschuldigung», murmelte ich und trat einen großen Schritt zurück um wieder etwas Luft zwischen uns zu schaffen. Ich hatte das Gefühl als ob meine Wangen brennen würden.  Dann kramte ich mein Handy aus der Tasche und ging ran. «Hallo?», fragte ich. Meine Stimme klang atemlos. «Hallo? Spreche ich mit Morgan Thompson?», tönte eine fröhliche Mädchenstimme fragend durch das Telefon.
«Äh, kommt drauf an wer das wissen will?»
«Hi Morgan, hier ist Katy Moore, dein zukünftiges Roommate. Ich wollte mich mal melden, weil ich erfahren habe, dass du schon in New Haven bist», erklärte sie. «und da hab' ich mir zum Beispiel gedacht, dass dir eine Führung durch unsere Schule vielleicht gefallen könnte. Dann wärst du übermorgen nicht so aufgeschmissen, wenn du dieses riesige Gebäude siehst. Außerdem könntest du bereits dein Zimmer beziehen», trug sie in unglaublicher Schnelligkeit vor. «Oh, das ist nett, aber nicht nötig. Ich bin gerade auf dem Campus und bekomme schon eine Führung.»
«Wirklich?», fragte sie verblüfft. «Darf ich fragen von wem?»
«Ähm...», sollte ich ihr wirklich auf diese Frage antworten?
«Hallo, Morgan? Bist du noch da?»
«Ähm, ja… er sagte, er heißt Joshua… Ihm gehört wohl das Zimmer gegenüber», meinte ich.
«Moment mal? Du gehst einfach mit jemandem mit, den du nicht kennst, und der ein potenzieller Serienmörder sein könnte?» Sie klang schockiert. «Ähm ja?», musste ich mich wirklich vor ihr rechtfertigen? «Naja, ich bin froh, das Joshua», sie betonte seinen Namen zusätzlich «kein Serienmörder ist.» «Okay?» Das würde ja interessant werden…
«Wo genau seid ihr denn? Ich komm' zu euch.», wollte sie schnell wissen. Ich sah mich nach einem Anhaltspunkt um. «Ähm... hier ist ein Footballfeld?»
«Alles klar, bis gleich.» Sie legte auf.
Ich steckte etwas verwirrt mein Handy zurück in die Tasche.
«Wer war das?», erkundigte Joshua sich, amüsiert über meinen verwirrten Gesichtsausdruck. «Meine Mitbewohnerin, du müsstest sie ja eigentlich kennen? Sie sagt, sie kommt zu uns», erklärte ich. «Sie klang irgendwie komisch, als ich deinen Namen erwähnte.»
Er seufzte und fuhr sich durch die Haare.
«Sie ist meine Schwester.»
«Deine Schwester?», fragte ich erstaunt.
«Ja», erwiderte er wie ein geschlagener Hund.
«Du kommst nicht so gut mit ihr klar?», fragte ich zaghaft.
«Nein, das ist es nicht. Ich liebe sie, ich meine sie ist meine Schwester aber naja… man könnte sagen das sie ziemlich…»

«JOSHUA ANTHONY MOORE! DU MISTKERL», schrie plötzlich eine Stimme hinter uns. Hoffentlich war es nur Katy und keine von den Barbiepuppen oder sogar eine seiner Exfreundinnen. Moment, warum war ich mir so sicher das er mehrere hatte, und nicht nur eine? Ich drehte mich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war und entdeckte ein kleines zierliches Persönchen mit rabenschwarzen Haaren.  Joshua seufzte leise.
«Dein zweiter Name ist Anthony?», fragte ich ihn während Katy immer näher kam. «Ist das ein Problem?», entgegnete er etwas gereizt. «Nein. Überhaupt nicht. Mein Großvater hieß ebenfalls Anthony», erwiderte ich schnell und richtete meine volle Aufmerksamkeit auf Katy. Soweit ich erkennen konnte, hatte sie im Gegensatz zu ihrem Bruder nur wenig Sonne abbekommen. Ihre Haut war einfach nur blass, eine Vornehme Blässe könnte man auch sagen.  Ihre schwarzen Haare trug sie in weit fallenden Locken die, bei jedem Schritt, auf und am hüpften. Außerdem war sie ein wenig kleiner als ich. Ohne Frage war Katy Moore hübsch. Scheinbar lag das gute Aussehen in der Familie.
«Showtime», murmelte Joshua neben mir.
«Hab' ich was verpasst?», fragte ich verwirrt, wurde allerdings von der aufgebrachten Katy unterbrochen. «Hat er dich geküsst?», wollte sie auf der Stelle wissen. «Äh...» Ich errötete.
«Katelyn Angela Moore, übertreib es nicht», warnte er seine Schwester leise. «Hast du?», zischte sie.
«Und wenn, dann würde es dich sicher nichts angehen!» Was ging denn bei den beiden ab? «Nein hat er nicht»
, ging ich hastig dazwischen. Hoffentlich würde sie das wieder beruhigen. Ihre Züge entspannten sich etwas doch ihre Stimme war noch immer angespannt. «Morgan, du...»
«Nenn mich Mo», unterbrach ich sie.
Sie nickte.
«Mo, du solltest dich von ihm fernhalten. Er zieht nur eine Masche ab. Er ist ein Frauenaufreißer und hat jeden Tag eine neue. Ich möchte nicht, dass meine zukünftige Mitbewohnerin nur eine neue Kerbe in seinem Bettpfosten wird.»
Ich riss die Augen auf und sah ihn schockiert an. Joshua zuckte mit den Schultern und zog eine Grimasse die Ertappt schrie.
«Is das so?», fragte ich zuckersüß. Ich wich einen Schritt von ihm zurück und sah zu Katy. «Danke, Katy. Danke, dass du mich vor einem riesigen Fehler bewahrt hast. Und was dich betrifft...» Ich stellte mich noch einmal ganz nah vor ihn und bohrte ihm meinen Fingernagel in die Brust. «Halt dich von mir fern!» Ich rauschte an den beiden vorbei, in die Richtung aus der wir gekommen waren, doch dann drehte ich wieder um und riss ihm eine der beiden Tüten aus der Hand. «Das Oberteil nehm ich trotzdem! Und die bekommst du gratis von mir!» Meine Hand landete klatschend auf seiner Wange bevor ich auf dem Absatz kehrt machte und erhobenen Hauptes davon stolzierte. Meine Handfläche brannte.
War ja klar, dass ich noch vor Semesterbeginn an den Aufreißer der Uni, oder wahrscheinlich ganz New Haven, geriet.

«Morgan! Bitte warte!», hörte ich Katy's Stimme erneut hinter mir. Ich verlangsamte meine Schritte so dass sie zu mir aufschließen konnte. «Hi, nochmal. Tut mir leid wegen meinem Bruder. Ich weiß auch nicht was mit ihm los ist. Weißt du er war nicht immer so…» Ich unterbrach sie rasch und blieb stehen. «Katy. Wieso erzählst du mir das jetzt? Du hast doch was du wolltest, oder etwa nicht. Ehrlich, ich bin dir dankbar das du mich vor diesem Fehler bewahrt hast, aber jetzt lass es bitte gut sein.»
«Auch wenn er ein Arsch ist, ist er doch mein Bruder…» sie wirkte zerknirscht. «Das mit dem vorzeitigen Einzug habe ich übrigens ernst gemeint», wechselte sie schnell das Thema.
«Danke, aber ich werde heute nochmal im Hotel schlafen. Aber morgen bringe ich meine Sachen her okay?»
«Super! Wenn du willst komm ich vorbei und helfe dir. Und dann bekommst du eine richtige Führung. Das Unigelände besteht nämlich aus mehr als nur die Wohnheime», grinste sie breit. Ihr Grinsen erinnerte mich an ihren Bruder. Mir fiel auf wie ähnlich die beiden sich waren.

Schließlich nickte ich lächelnd.
«Das wäre nett. Danke, Katy, du bist wirklich cool drauf.»
Sie lachte.
«Ich weiß. Ist mir ein Vergnügen. Wann soll ich denn bei dir sein?»
«Ähm, wie wäre es um eins?»
«Prima. In welchem Hotel wohnst du denn?»
«Premiere»
«Okay, dann sehen wir uns morgen um eins.»
«Super. Dann bis Morgen Katy», verabschiedete ich mich von ihr. Überraschend umarmte sie mich fest, bevor sie sich umdrehte und in der Dunkelheit verschwand. Ich bahnte mir einen Weg zurück zur Straße und
winkte mir ein Taxi herbei das mich ins Hotel fuhr. Dort entledigte ich mich meiner Klamotten, nahm eine heiße Dusche und zog mir anschließend das Pyjamaoberteil an. Ich kroch ins Bett und versuchte zu schlafen. Allerdings schweiften meine Gedanken immer wieder zurück zu Joshua. Ich verfluchte ihn innerlich dafür, dass er mir nicht aus dem Kopf ging. Unbewusst fragte ich mich allerdings wie es sich wohl anfühlte von ihm geküsst zu werden.

Utopisch? Definitiv.
Erbärmlich? Vielleicht?
Sehnsucht-erweckend? Auf jeden Fall…



ENDE KAPITEL 1

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